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Folge 5 | 9. Mai 2015

Das Schleifen des Rohdiamants

Ich hielt nun das Ergebnis des 3D-Drucks in den Händen: den Dosenkorpus in Gestalt eines rauen und empfindlichen Gipspulvermodells. Bis daraus diese glatte, stabile Vorlage wurde, von der die Berliner Betonwerkstatt eine Silikonform abnehmen kann, kamen noch zwei Dosen Spritzspachtel, Unmengen Schleifpapier und eine große Portion Geduld zum Einsatz.

Zunächst musste die Form fixiert werden, denn wie von einem Gipsmaterial nicht anders zu erwarten, ist Wasser sein Tod. Im Tatort würde der Gerichtsmediziner jetzt sagen: „Der Körper wurde mit Cyanacrylat infiltiert“ und der Kommissar fragend erwidern: „Das ist doch Sekundenkleber?! Dieser wurde tröpfchenweise auf der gesamten Oberfläche verteilt, und damit der Gips ausgehärtet und gleichzeitig wasserfest gemacht.“ Genau, es waren zwei Tuben. Danach hatte das Modell auch nichts mehr dagegen, mit Spritzspachtel eingesprüht und mit Nassschleifpapier geglättet zu werden.

Das abwechelnde Einsprühen und Verschleifen erstreckte sich über unzählige Runden. Eine Geduldsübung waren die äußeren Rillen. Spezialwerkzeug kam zum Einsatz: In Form von handgerolltem Schleifpapier, mit dem ich Rille um Rille die Poren entfernte. Um den inneren Boden plan zu bekommen, schraubte ich einen „Stempel“ zusammen, den ich in den Schraubstock einspannte. Den vertieften Schriftzug klebte ich jeweils ab, damit ihn die Spachtelmasse nicht zusetzte. Hier bin ich am meisten gespannt, ob sich diese Partie abformen lässt und „grauberei.ch“ schließlich im Beton gut zu lesen sein wird.
Das Schleifen und Glätten ist so eine Arbeit bei der es schwer ist,  zu sagen: Jetzt ist es fertig und perfekt. Der Vorher-/Nachher-Vergleich ist nun schon beachtlich. So lass ich es gut sein und schicke die Dose auf die Reise nach Berlin. Mal sehen, ob sie sich von dort auch meldet!?

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